Die therapeutische Gemeinschaft

 

Das menschliche Kind organisiert sich vor allem durch die sogenannte Identifikation mit seinen Familienmitgliedern und dem damit einher gehenden „Einscannen“ einer exakten Kopie der familiären Verhaltensrollen, die auch die Mimik und die Gestik der Familienmitglieder umfasst. Dies ermöglicht dem Kind die relativ exakte Nachahmung des Verhaltens seiner Familienmitglieder, durch die es erste eigene Beziehungserfahrungen machen und Rückschlüsse für sein zukünftiges Verhalten ziehen kann. Diese natürliche Logistik der menschlichen Selbstorganisation macht die Problematik greifbar, welche die Standeskultur allen Kulturkindern gleichermaßen bereitet, da ein Kleinkind noch nicht wissen kann, ob das Verhalten der eigenen Familienmitglieder konstruktiv oder destruktiv ist. Das Kind kopiert die Verhaltensrollen der Eltern und Geschwister in jedem Fall und experimentiert mit diesen Verhaltensrollen, um einen individuellen Katalog an verschiedenen Verhaltensweisen zu entwickeln.

Dieser natürliche Organisationsablauf bedeutet für alle Kinder einer Standeskultur eine grundsätzliche Gefahr, da sich der Mensch innerhalb einer Standeskultur durch zu viele unnatürliche, übernatürliche und widernatürliche Beziehungen und Bezugnahmen auf die Welt organisiert. Die Einbindung der Sklaverei in die menschliche Gesellschaft durch die Kultivierung einer Standeskultur von Herrenmenschen, Dienermenschen und Sklavenmenschen führt auch heute noch in vielen Familien der Standeskultur zur Normalisierung einer autoritären Erziehung, die auch diktatorische Methoden beinhaltet und für die Kinder der Kultur überaus destruktive Folgen haben kann. Vor allem die innerhalb der Standeskultur „normal” gewordenen offenen oder versteckten sadistischen und masochistischen Verhaltensweisen führen zu krankhaften kindlichen Identifikationen und zur Entstehung eines unnatürlichen künstlichen Kultur-Ich’s, das viele destruktive Verhaltensweisen ausbilden kann. Daraus resultieren mitunter viele der heute regelrecht auftretenden psychischen Erkrankungen innerhalb der Standeskultur.

 

Die Zwangsstörung, die Angststörung, die Schlafstörung und die Depression

Viele psychische Störungen des heutigen Menschen bilden sich in Form von regelrechten absolutistisch konzipierten Verhaltenskomplexen, die heute auch als Echokammern oder Umgangssprachlich als „Bubbles“ bezeichnet werden. Darin finden sich jeweils eine größere Anzahl von absolutistischen Glaubenssätzen, Gewohnheiten und Ansichten und, die eine entsprechenden Programmatik des Denkens, Fühlens und Handelns zur Folge haben und absolutistische Angstentwicklungen verursachen können. Daher haben es viele davon Betroffene nicht mit natürlichen Ängsten zu tun, die von der menschlichen Psyche in der Regel bewältigt werden können, sondern mit übernatürlichen Ängsten, die von einer sadistische oder masochistische Vorstellungen generierenden menschlichen Phantasie herrühren. Diese von der natürlichen Psyche des Menschen nicht zu bewältigenden Ängste tauchen immer wieder im Bewusstsein auf und führen in den Betroffenen zu einer Ausbildung von bestimmten Ritualen und Gewohnheiten mit dessen Hilfe die Ängste verdrängt werden. Dafür sind viele spezifische Arbeitsverrichtungen oder auch sensationelle kulturelle Ablenkungen geeignet, durch die das Denken und Fühlen vorübergehend ausgeblendet wird. Eine solche Lösung ist keine Lösung auf Dauer, so dass sich die übernatürlichen Ängste zunehmend häufig und auch oft in einer höheren Intensität einstellen. Eine Abhilfe ist vor allem dadurch zu erreichen, dass die Störung als ein Komplex und nicht als ein Ding an und für sich gesehen wird, so dass eine gezielte Recherche innerhalb des Komplexes der jeweiligen Echokammer die Gründe dafür ermitteln kann, dass der Betroffene als Kind bestimmte übernatürliche Vorstellungen und Ängste entwickelt hat. Durch einen aktiven Abgleich dieser Vorstellungen mit den Ansichten, die der Betroffene heute in dieser Hinsicht hegt oder durch eine gezielte Relativierung dieser Vorstellungen, können etwaige Irrtümer und Fehlschlüsse des Kindes erkannt und auf eine bewusste Weise gemildert oder bereinigt werden. Dabei ist es wichtig, dass sich der oder die Betroffene keine Abhärtung oder Immunisierung in Bezug auf seine übernatürlichen Ängste verfolgt, da er dadurch die der menschlichen Vernunft nicht zugänglichen übernatürlichen Ängste auf eine tragische Weise intensiviert.

Wie moderne Forschungen gezeigt haben kann im Fall einer Zwangsstörung, Angststörung, Schlafstörung und einer Depression eine Gruppen-Therapie genauso erfolgreich sein, wie eine Einzeltherapie, da die Betroffenen erkennen, dass sie mit ihren Problemen keine Ausnahme darstellen und sich in den Berichten der anderen Gruppenteilnehmer wiederfinden können. https://www.youtube.com/watch?v=hLn5TE-jSeM Psychisch krank und allein gelassen? Imane sucht einen Therapieplatz | WDR Doku

Die Zwangsstörung, die Angststörung und auch die Schlafstörung entstehen auf die gleiche Weise, unterscheiden sich jedoch in der Methode wie die Betroffenen jeweils mit ihren kindlichen Erlebnissen umgehen und wie die Echokammer beschaffen ist, die sie ausgebildet haben. Die meisten dieser Erkrankungen können durch eine Gruppen-Therapie gemeistert werden, solange keine ernsthafte krankhafte Verstrickung mit dem natürlichen Überlebensprogramm der Panik (Flucht) und der allergischen Reaktion (Angriff) vorliegt, die zu plötzlichen unkontrollierbaren klaustrophobischen Angstschüben oder jähzornigen Ausbrüchen führen kann.

Eine Besonderheit stellt die depressive Erkrankung dar, da die entsprechend ausgebildete Echokammer aus einem bestimmten Grund den natürlichen Wechselrhythmus von Aktivität und Passivität in eine übernatürliche, bodenlose Wechselpolarität der manischen und depressiven Art verwandelt. Diesbezüglich kann es hilfreich sein zu verstehen, dass viele depressive Erkrankungen durch eine ständige kindliche Überforderung durch die Eltern und Bekannten entstehen, was in einer übernatürlich agierenden kapitalistischen Leistungsgesellschaft keine Seltenheit ist. Viele depressive Verstimmungen sind daher eine Folge einer chronisch gewordenen manischen Selbstüberforderung, deren Ursprünge zurückverfolgt und geklärt werden müssen, damit sich die Maßstäbe der Betroffenen in Bezug auf ihre erbrachten Leistungen wieder in einem natürlichen Rahmen bewegen. Die der Depression in der Regel zugrundeliegende Selbstüberforderung kann sowohl in einer relativ unsichtbaren geistigen und emotionalen Weise oder aber in einer sichtbaren körperlichen Weise erfolgen, weshalb es notwendig ist alle potenziellen Quellen einer Depression in Augenschein zu nehmen. Auch scheinbar harmlose” verinnerlichte Forderungen können die Quelle einer Depression sein.

Vielen Menschen fehlt heute ein verbindlicher empathischer Kontakt zu anderen Menschen, weshalb eine Gruppen-Therapie in der Regel einen grundsätzlichen positiven Effekt auf die psychische Verfassung der Teilnehmer hat. Ein solcher Effekt kann sich vor allem dann einstellen, wenn der Gruppenleiter die Gruppe vor allem begleitet und nur dann steuernd eingreift, wenn sich dies als notwendig erweist. Wie in dem natürlichen Streben des Menschen nach einer verbindlichen symbiotischen Gemeinschaft erfolgt auch das Streben nach Heilung aus der inwendigen Natur des Menschen heraus und beschreitet oft verschlungene Wege. Es ist daher auch für eine Gruppen-Therapie förderlich, dass die Mitglieder auf die natürlichen Heilungskräfte der menschlichen Natur bauen.

Dies gilt im Grunde für jede Gruppen-Therapie, so dass auch offene Therapie-Gruppen für Suchterkrankungen gute Erfolge erzielen können. Viele der heutigen kulturbedingten Suchtentwicklungen werden durch natürliche menschliche Bedürfnisse verursacht, die keine Erfüllung finden können. Dadurch geraten nicht wenige Menschen in die trügerische Hoffnung, ihre Erfüllung durch eine „erlösende“ Ersatzhandlung zu finden. Auf diese Weise entsteht ein regelrechter Teufelskreis einer vergeblich bleibenden immer mehr derselben Ersatzhandlung, in dessen Verlauf die Dosis der materiellen oder auch nichtmateriellen Drogen wie z.B. die Spielsucht fortschrittlich gesteigert wird. Da bekanntlich die Dosis das Gift macht, erreicht jede Suchtentwicklung irgendwann den Punkt, an dem sie destruktiv wird. Gelingt es einem Menschen ein Suchtverhalten zu beenden, ohne dass er die zugrundeliegenden nicht erfüllten natürlichen Bedürfnisse auf eine angemessene Weise befriedigen kann, entsteht in der Regel eine Verschiebung der alten Suchtgewohnheit auf eine neue Suchtgewohnheit z.B. von Zigaretten auf Süßigkeiten. Hier kann eine Gruppen-Therapie bereits dadurch hilfreich sein, dass die grundlegende Unterversorgung des Menschen an verbindlichen empathischen Beziehungen innerhalb des normalen Kulturalltags entschärft wird.